Manfred Erjautz - "Full House“

 

Die Arbeit „Full House“ für die Kapelle in Wolfsbach fällt in den Bereich eines klassischen Auftragswerkes, als eine Art Familien- oder Stifterbild. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Künstler Manfred Erjautz für diese klassische Herausforderung eine zeitgemäße Entgegnung gefunden hat, die dem privaten Anspruch eines Familienbildes gerecht wird und gleichzeitig Abbild einer modernen Gesellschaft ist, in der Gemeinschaft von sich explosionsartig vervielfältigenden individuellen Ausprägungen geprägt ist.

Entsprechend der Tradition, in jedem Vierkanthof ein Familienportrait zu beherbergen, war es der Wunsch der Wolfsbacher, eine Art Familienbild ihrer Gemeinde von einem Künstler für ihre neue Kapelle anfertigen zu lassen. Gleich einem Spiegel sollte es die Gemeinde zur Jahrtausendwende dokumentieren.

Manfred Erjautz hat auf das Suchen von symbolhaften Stellvertretern verzichtet und zur aktiven Beteiligung aufgerufen, um der Gemeinde ihre eigene Plattform für die Darstellung von Identität und Gemeinschaft zu geben. Ein Anspruch auf Vollständigkeit war dabei nicht erfüllbar. In diesem Sinne ist auch der Titel „Full House“ - beim Pokern ein hohes Blatt, aber nicht das höchste - in seiner Doppeldeutigkeit zu verstehen.

Die Vorstellung von Identität wollte Erjautz nicht werten und hat deshalb Vereine, Betriebe und Einzelpersonen im Ort aufgefordert, 120 in lange Glasregale eingefüllte Glaskuben nach ihren Vorstellungen zu gestalten, um sich selber darzustellen. Diesen Vorgang hat der Künstler vor Ort begleitet, aber nicht eingegriffen. Das Projekt wurde engagiert von der Bevölkerung angenommen. 90 der Glasterrarien waren zum Zeitpunkt der Eröffnung bereits gefüllt (derzeit 100). Der verbleibende Platz in der gläsernen Installation kann als Ausblick gesehen werden für eine Struktur, die noch weiter wachsen kann. Von den Dorfbewohnern um einen eigenen Beitrag gebeten, brachte Erjautz den Schriftzug „WE“ in einem der Glaskuben an, in seiner Spiegelung erscheint gleichzeitig das Wort „ME“ als Signatur des Künstlers.

Mit dem zur Arbeit entstandenen Film „Full House Portable“ von Caroline Heider und Manfred Erjautz wurde die Plastik in einen transportfähigen Zustand transferiert.

Auszug: Text/Folder Cornelia Offergeld

 

Filmpräsentation „Full House Portable“

Der Film von Caroline Heider und Manfred Erjautz entstand kurz nach der Fertigstellung der Installation “Full House“ in Wolfsbach.

„Dabei kommen diejenigen zu Wort, die ihre Ideen und Vorstellungen engagiert in das Projekt haben einfließen lassen. Das Denken der Produzent/innen der einzelnen Aussagen steht im unmittelbaren Bezug zur Plastik und wird für die Dauer des Filmes sichtbar.

Somit wird der Film zum Vehikel, der die Installation aus ihrer Hermeneutik entreißt und „Full House“ auch an einem anderen Ort als plastischen Körper begreifen lässt.“

Statement: Caroline Heider, Manfred Erjautz

 

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